Straßenfest 2007  

Straßenfest - Hunderte von Menschen verfolgen am Sonntag das erste Seifenkistenrennen in Walddorfhäslach
Mit Karacho um die Kurve
VON VEIT MÜLLER
Die 90-Grad-Kurve entschied beim Seifenkistenrennen in Walddorfhäslach über die spätere Position auf dem Siegertreppchen. Organisiert hatte diesen Programmpunkt des Dorffestes der Gewerbeverein.
FOTO: MÜLLER 
WALDDOFHÄSLACH. Hunderte von Menschen säumten am Sonntag dicht gedrängt die Strecke des ersten Seifenkistenrennens in Walddorfhäslach. Sie feuerten mit großer Begeisterung die Rennfahrer in ihren selbst gebauten und originellen Kisten an und sahen spannende Rennen, die von den Zeiten her sehr eng waren. Am Ende hatten zwei Teams aus Häslach die Nase vorn.
Das Seifenkistenrennen, vom Gewerbeverein organisiert, war, wie der verkaufsoffene Sonntag, Teil des 30. Straßen festes des Walddorfer Liederkranzes. Das Fest zog am Wochenende mehr als 2 000 Besucher an. »An beiden Tagen war unheimlich viel los«, bestätigte Doro Fischer, Pressesprecherin des Liederkranzes, den großen Andrang. Zum runden Geburtstag des Straßenfestes hatte der Liederkranz eine Fotoausstellung in der Volksbank organisiert. »Hier kann man sehr schön sehen, wie sich Ortsbild und auch die Gesichter in den vergangenen Jahren verändert haben«, erzählte Fischer.
Früher ging das Fest in der Hauptstraße in Walddorf über die Bühne. Im Rahmenprogramm gab es damals die so genannte Kellerbar, die sehr beliebt aber »wegen der steilen Treppen auch sehr berüchtigt war«, erinnerte sich Doro Fischer. Seit 1998 feiert der Liederkranz nun im Festzelt beim Walddorfer Busbahnhof.
Gleich neben dem Zelt war auch in diesem Jahr wieder die Spielstraße für die Kinder aufgebaut. Eine Attraktion war das neue Karaoke-Bistro, in dem die Jugendlichen ihre Sangesqualitäten testen konnten.
Am Sonntagmittag stand dann das Seifenkistenrennen im Mittelpunkt. Die fast 300 Meter lange Rennstrecke, die mit 400 Strohballen gesichert war, führte das Pfädle hinab und in einer 90-Grad-Kurve in die Brühlstraße. Dies war auch der neuralgische Punkt, der mitentscheidend war, wer am Ende ganz oben auf dem Siegertreppchen stand. Nur wer diese Kurve auf der Ideallinie passierte, hatte Chancen auf die Bestzeit.
Gestartet wurde in zwei Rennklassen. In der Formel eins sausten die 8- bis 14-Jährigen die Strecke hinunter, deren Fahrzeuge inklusive Fahrer ein Maximalgewicht von 113 Kilogramm haben durften. In der »Seniorenklasse« lieferten sich die über 15-Jährigen packende Rennen.
Pro Rennen gingen zwölf einheimische Teams an den Start. Die Jugendlichen hatten alle Rennkisten selbst gezimmert. In der Formel eins siegte das Team der Kirche in Häslach. Fahrer Lukas Zondler gelang in 41,26 Sekunden auch die absolute Bestzeit aller Teams. Zweiter wurde die Gustav-Werner-Schule (Fahrer: Justus Mattedi) vor dem »Bauwagen Altes TV-Heim« (Julian Wolfahrt). Bei den »Senioren« ging Bertram Musse vom TV Häslach als Schnellster über die Ziellinie. Ihm folgten Ingo Kern, der für die Alte Turnhalle fuhr, und Philipp Nörpel vom Musikverein. (GEA) 





Gewerbeverein - Countdown zum Seifenkisten-Rennen läuft. Bei den meisten Rennern fehlt nur noch die Lackierung
90-Grad-Kurve als Schlüsselstelle
VON VEIT MÜLLER
WALDDORFHÄSLACH. Der Countdown läuft. Am 2. September fällt der Startschuss zum ersten Seifenkistenrennen in Walddorfhäslach. »Alle zwölf Kisten sind so gut wie fertig, nur an der Lackierung fehlt es bei manchen noch«, sagt Volker Stähle. Er ist Vorsitzender des Gewerbevereins, der das Rennen im Rahmen des verkaufsoffenen Sonntags und des 30. Straßenfestes des Liederkranzes organisiert. 
Als schwarzer Renner präsentiert sich das Gefährt des Musikvereins. Einen Namen hat es noch nicht, wahrscheinlich aber heißt es »Black Pearl« nach dem legendären Schiff aus dem Film »Fluch der Karibik«. Zuerst stellten die musikalischen »Autobauer« ein Pappmodell her, »damit man sich später nicht versägt«, wie Jens Haug vom Musikverein erklärt. Sechs komplette Tage hätten die Jugendlichen gebraucht, um ihre flotte Seifenkiste herzustellen. Ganz in Ferrari-Rot Auch der Renner der »Alten Turnhalle«, den Ingo Kern vorstellt, ist schon recht weit gediehen. Hier fehlen nur noch die Farbe und die Logos der Sponsoren. Die Seifenkiste ähnelt dem Gefährt der Gustav-Werner-Schule, die beim Rennen ein Ferrari-Rot tragen soll. Doch nicht nur die Seifenkisten-Bauer haben in den vergangenen Monaten ordentlich Schweiß vergossen. Auch der Organisator des Rennens, der Gewerbeverein, hatte bei der Vorbereitung des Rennens alle Hände voll zu tun. Es wurden Silhouetten von Seifenkistenfahrern zurechtgesägt und bemalt. Diese Schilder hängen vor allen Geschäften, die am Sonntag mitmachen. Zur Absicherung der 350 Meter langen Rennstrecke vom Pfädle zur Brühlstraße organisierte der Gewerbeverein 400 Strohballen. Nach ersten Tests stellten die Organisatoren fest, dass die Seifenkisten auf der abschüssigen Straße zu schnell (über 35 Stundenkilometer) wurden, weshalb die Rennstrecke verkürzt und entschärft werden musste. Eine 90-Grad-Kurve wird den Fahrern alles abverlangen. »Diese Kurve ist schon heftig«, beschreibt Olfert Alter vom Gewerbeverein die Passage, die das Rennen wohl entscheiden wird, denn nur wer die Kurve gut meistert, wird am Ende auf dem Siegertreppchen stehen.
Das Rennen ist in zwei Klassen unterteilt. In der »Formel 1« fahren nach Auskunft von Alter die Jugendlichen bis 14 Jahre. In der »Seniorenklasse« starten die Älteren ab 15. Bereits am Samstag, 1. September, gibt es von 15 bis 17 Uhr die Probeläufe »unter echten Bedingungen«. Die Rennen am Sonntag, 2. September, gehen zwischen 12 und 14 Uhr über die Bühne. Zu den zwölf Teams zählen der Musikverein, die »Alte Turnhalle«, die Theaterleut, der TV Häslach, der SV Walddorf, die Gustav-Werner-Schule, die evangelische Kirche Häslach, der CVJM und vier Bauwagen-Jugendtreffs. Jedes Team wird von mindestens einem Gewerbebetrieb in Walddorfhäslach gesponsert. (GEA18.8.07) 

INTERVIEW
Mit Aktionen will der Gewerbeverein die Aufmerksamkeit auf den Einzelhandel in Walddorfhäslach lenken 
»Viele kennen das Angebot am Ort gar nicht«
 
WALDDORFHÄSLACH. Der Einzelhandel auf dem Land hat einen schweren Stand. Supermärkte auf der grünen Wiese ziehen Kaufkraft aus den Ortszentren ab. Wenn dann der letzte kleine Laden im Ort schließt, ist das Jammern groß. Doch wie kann man den Einzelhandel im Ort attraktiver machen? Mit welchen Aktionen kann man die Einwohner dazu bringen, die Einkaufsmöglichkeiten im Dorf zu entdecken, um so zu verhindern, dass der Einzelhandel auf dem Land ganz verschwindet? GEA-Mitarbeiter Veit Müller sprach mit den Vorsitzenden des Gewerbevereins Volker Stähle und Olfert Alter über die Situation in Walddorfhäslach.
GEA: Der Gewerbeverein veranstaltet im September ein Seifenkistenrennen. Wie kamen Sie auf diese etwas ungewöhnliche Idee?
Volker Stähle: Wir haben uns schon längere Zeit überlegt, wie wir unseren verkaufsoffenen Sonntag im September ankurbeln können. Bei einem »Brainstorming« kamen wir auf die Idee, ein Seifenkistenrennen zu veranstalten. Wie sich herausstellte, ist es nun ausgerechnet diejenige von mehreren Ideen, die mit dem meisten Aufwand an Zeit und Kosten verbunden ist.
Ist der verkaufsoffene Sonntag nun als zusätzlicher Einnahmetag für den Einzelhandel im Ort gedacht?
Stähle: Es geht überhaupt nicht um ein Umsatzplus an diesem Tag, sondern darum, dass die Leute einmal sehen, was es in ihrem Ort alles gibt. Sie können in einer ungezwungenen Atmosphäre in die Geschäfte kommen und das Sortiment kennenlernen. Viele, vor allem Pendler, kennen das Angebot an ihrem Wohnort gar nicht.
Welche Bedeutung hat denn der Einzelhandel für einen kleinen Ort wie Walddorfhäslach?
Olfert Alter: Er steht als Erstes einmal für die Grundversorgung. Doch mindestens genauso wichtig ist der soziale Aspekt. Hier in den kleinen Läden, da trifft man sich und redet noch miteinander, im Supermarkt nicht. Und besonders für Menschen, die nicht mehr so mobil sind, ist es von großer Bedeutung, dass sie im Ort alles einkaufen können.
Wie sieht derzeit die Situation in Walddorfhäslach aus?
Stähle: Die Mobilität der Menschen sowie die Dichte von Einkaufszentren in Ballungsräumen hat dem Einzelhandel sehr zugesetzt. Wir müssen nun dafür sorgen, dass vor allem auch die recht vielen Pendler und diejenigen, die aus anderen Gründen das Gewerbe oder Teile davon hier gar nicht kennen, das Angebot der Geschäfte und Firmen im Ort wahrnehmen. Unser Leitmotiv ist die Erhaltung des Einzelhandels und Gewerbes vor Ort.
Und was glauben Sie, bringt die Zukunft?
Alter: Schwierig zu sagen. Wir hoffen auf einen Wandel, vielleicht begünstigt durch das neue Wohngebiet »Fürhaupt« in Walddorf. Natürlich wünschen wir uns auch, dass die Leute ihren Ort und damit die Geschäfte im Ortskern neu entdecken und somit das recht vielfältige Angebot, das hier immer noch vorhanden ist, wirklich schätzen lernen. (GEA18.8.07) 


Gewerbeverein - Die Vorbereitungen laufen schon. Zwölf Teams gehen im September beim ersten Seifenkisten-Rennen in Walddorfhäslach an den Start                                                                                                                                                                        Das »Pfädle« hinunter VON VEIT MÜLLER                                                                                                              WALDDORFHÄSLACH. Anfang September beim Liederkranz-Straßenfest werden erstmals Seifenkisten durch Walddorf sausen. Die Vorbereitungen für das Rennen, das der Gewerbeverein organisiert, laufen nächste Woche an. Dann kommen die Bausätze und die zwölf Teams können sich an die Arbeit machen. Bis August haben die Mannschaften Zeit, bis dahin müssen die »Rennmaschinen« fertig sein.
Mit der 28 Jahre alten Seifenkiste testeten Olfert Alter und Dieter Wezel (im Auto) die Rennstrecke. Rechts im Bild ist Volker Stähle vom Gewerbeverein Walddorfhäslach.

FOTO: MÜLLER
Die Rennstrecke ist rund 400 Meter lang. Der Start ist im »Pfädle«. Von dort geht es bergab zur Brühlstraße. Eine Kurve kurz vor dem Ziel wird den »Rennfahrern« volle Konzentration abverlangen. Das Ziel liegt bei der ehemaligen WLZ-Lagerhalle. »Wir starten von einer Startrampe aus, damit jeder gleiche Bedingungen hat«, erklärt Olfert Alter, stellvertretender Vorsitzender des Gewerbevereins. Die Rampe soll auch dafür sorgen, dass die Seifenkisten auf Touren kommen. Für die Strecke werden sie rund 48 Sekunden brauchen und Geschwindigkeiten zwischen 20 und 30 Stundenkilometern erreichen, schätzt Alter.
Das klingt zwar nicht gerade nach hohem Tempo, doch die Seifenkisten sind nicht so gut gepolstert wie normale Fahrzeuge, haben keine Air-Bags und Knautschzonen.
Helmpflicht für die Fahrer
»So ein Rennen ist nicht ganz ungefährlich«, warnt Alter. Deshalb steht die Sicherheit an erster Stelle. Dies beginnt schon bei den Seifenkisten. Die zwölf Teams erhalten alle gleiche Bausätze, die aber nur aus Rädern, Bremsen, Lenkrad, Stahlachse und Lenkseilen bestehen. Die Karosserie müssen sie selbst gestalten. Als Material ist nur Holz zugelassen. Kantige Teile und Blech darf es an den Seifenkisten nicht geben.
Und außerdem: »Ein Helm für die Fahrer ist Pflicht«, betont Alter. Zudem wird die Strecke an allen gefährlichen Stellen, wie Gartenmauern und sonstigen Ecken und Kanten, mit einer Vielzahl von Strohballen gesichert. Alter: »Man muss schon aufpassen. Wenn man sich versteuert, kann man ganz schnell aus der Spur kommen.« Er selbst hat mit seinen Mitstreitern die Strecke bereits getestet - in einer 28 Jahre alten Seifenkiste, die er in seiner Jugend fuhr.
Für das Rennen, das aus zwei Läufen bestehen wird, gibt es zwei Altersklassen. Die eine geht von 8 bis 14 Jahren, die zweite von 14 bis 22 Jahren. In der ersten dürfen Fahrzeug und Fahrer nicht mehr als 90 Kilo, in der zweiten nicht mehr als 130 Kilo wiegen. Damit die leichten Fahrer nicht im Nachteil sind, dürfen die Teams Gewichte in ihre »Rennmaschinen« einbauen. So sei die Chancengleichheit zwischen den Mannschaften gewahrt, berichtet Alter.
Das Seifenkistenrennen soll auch den verkaufsoffenen Sonntag beim Liederkranz-Straßenfest am 2. September aufwerten, berichtet Volker Stähle, Vorsitzender des Gewerbevereins. Nach Mitstreitern musste er nicht lange suchen. Mit der Idee rannte der Gewerbeverein offene Türen ein. »Wir hätten noch viel mehr Teams zusammenstellen können, doch wir wollten das Feld auf 12 begrenzen, damit das Rennen zeitlich nicht ausufert«, sagt Stähle.
Die Teams stellen der TV Häslach, der SV Walddorf, der Musikverein, der CVJM, die Alte Turnhalle, die Theaterleut, die evangelische Kirche in Häslach, die Gustav-Werner-Schule sowie vier Bauwagen.
Jedes Team wird von ein bis zwei Gewerbebetrieben gesponsert. Sie zahlen die Bausätze, wie auch das Material für die Karosserien. (GEA)