Konzertbericht des Reutlinger Generalanzeiger vom 12.5.03. zum Startmenue, falls Sie mit einer Suchmaschine auf die Seite ohne Menue gekommen sind, benötigen Sie diesen Button.

Jubiläumskonzert - Stimmbildnerin und Motivationskünstlerin: »Standing ovations« für »Universalgenie« Rosi Hertl

»Sie hat Talent, mit uns umzugehen«         VON MARA SANDER

WALDDORFHÄSLACH. "Für mich bist du ein Universalgenie: gute Managerin, Psychologin, Motivationskünstlerin, Mutterersatz bei der Kinderchorarbeit, Stimmbildnerin, Klavierspielerin, das Akkordeon nicht zu vergessen und noch vieles mehr", lobte die Präsidentin des Uhlandgaus, Irmgard Naumann, Chorleiterin Rosi Hertl. Sie ehrte sie zum 25- jährigen "Dienstjubiläum" im Namen des Deutschen Sängerbundes und dankte "ganz aufrichtig im Namen des Uhlandgaus, des Schwäbischen und des Deutschen Sängerbundes für die oft auch ehrenamtliche, selbstlose Arbeit." (vgl. unten stehenden Bericht). 

Mit einem Glas Sekt: Irmgard Naumann (stehend) gratuliert Rosi Hertl (sitzend).
FOTO: MAR

Rosi Hertl hatte sich ausdrücklich keine Ehrung gewünscht zu ihrem Jubiläumskonzert in der Gemeindehalle und »jedermann Redeverbot an diesem Tag erteilt, aber eben »jederfrau« nicht« scherzte Naumann und Hertl war sichtlich gerührt. Schon vor der Ehrung hatten ihr die Kinder des Kinderchores Dettenhausen jedes eine Rose überreicht. »Und dabei hatte ich extra gebeten: Nichts, was auf die Tränendrüse drückt«, gestand sie dem Publikum und überzeugte zu ihrer eigentlichen Tätigkeit auch mit einer informativen und herzlichen Moderation.
Für alle ihre Chöre hatte sie Lieder ausgesucht, die die Stärken der Sänger deutlich zum Ausdruck brachten. Insbesondere bei den beiden Walddorfer Chören, die das Konzert für sie veranstalteten, kamen die Fähigkeiten hervorragend zur Geltung. Im September werden die Dettenhausener Chöre, die wie der Polizeichor Tübingen als Gäste mitwirkten, ein Jubiläumskonzert gestalten.
»Sie ist ein Kumpel trotz Führungsaufgabe«, sagen Walddorfer Chormitglieder über die inzwischen schon seit 18 Jahren bestehende erfolgreiche Zusammenarbeit.
»Sie hat ein Talent, mit uns umzugehen. Wir mögen ihre nette Art, uns zu motivieren« und: »Sie sagt ihre Meinung sehr höflich und wir wissen, was sie will«, so einige Sängerstimmen. Thomas Preiß, dessen Stellvertreterin als Gauchormeister Hertl war, kam auch um zu gratulieren; er wurde am selben Tag zum Bundesjugendchorleiter des Schwäbischen Sängerbundes gewählt. »Ein sehr niveauvolles Konzert mit Stil«, lobte er beeindruckt.

 

Interview des Reutlinger Generalanzeiger vom 12.5.03.

Traumberuf - Das Lampenfieber gehört bei Chorleiterin Rosi Hertl auch nach 25 Dirigenten-Jahren noch dazu.
»Ich spüre, ob es dem Publikum gefällt«
WALDDORFHÄSLACH. »Ich dachte als Kind nicht, dass ich mal Chorleiterin werden würde, aber mit Musik wollte ich schon immer was machen«, erklärt Rosi Hertl die Wahl ihres Traumberufs. Die Chorleiterin verschiedener Chöre in Dettenhausen, Walddorfhäslach und Tübingen studierte deswegen Musik am Konservatorium in Trossingen und kam als Musiklehrerin »per Zufall« zur Vereinsarbeit.
Sie begleitete 1978 den damaligen Vorsitzenden des Volksliederkranzes Dettenhausen bei einem Konzert am Klavier und der fragte sie, ob sie sich vorstellen könne, den Kinder- und Jugendchor zu leiten. »Vorstellen kann ich mir das«, antwortete sie ohne sich konkret mit dem Gedanken zu befassen - und wurde vor 300 applaudierenden Zuschauern als die neue junge Chorleiterin vorgestellt, die den Kinderchor wieder zum Leben erwecken sollte.
Diesen Chor leitet sie heute immer noch, allerdings haben die Stimmen naturgemäß schon mehrfach gewechselt. Die ausgebildete Chorleiterin übernahm dann auch den neu gegründeten Männergesangverein Dettenhausen und hörte den Männerchor aus Walddorfhäslach bei einem Konzert. »So einen Verein möchte ich auch mal leiten«, wünschte sie sich damals. Der Wunsch ging 1985 in Erfüllung und ist bis heute Realität. »Wenn man 25 Jahre seine Arbeit macht, braucht das kein Extrakonzert«, sieht sie den Rummel um ihr »Dienstjubiläum« gelassen. Von sich aus hätte sie kein Jubiläumskonzert (siehe oben stehenden Artikel) angeregt, »aber die Vorbereitungen waren einfach nur schön«, bekennt die Dirigentin. Auf die Frage, was sie denn gegen das Lampenfieber macht, das sie auch nach 25 Jahren noch vor den Auftritten hat, antwortet Rosi Hertl: »Ich lass es zu. Das gehört doch dazu.« Sie liebt die Chorarbeit, die nicht mit Dirigieren allein getan ist.
Das Menschliche muss stimmen
»Da muss auch das Menschliche stimmen«, ist ihr in der Vereinsarbeit wichtig, obwohl es Chöre gibt, die »supergut sind und nur zusammen arbeiten: Mein Ding wäre das nicht«, sagt sie und strahlt dabei viel menschliche Wärme aus, die ihr vielleicht manche Zuschauer nicht ansehen beim Konzert. Denn da lächelt sie selten, weil sie konzentriert arbeitet und Showeffekte nicht mag. »Es ist ein tolles Gefühl, die Spannung der Zuschauer im Rücken zu spüren«, beschreibt sie die Situation, in der sie keinen Blickkontakt mit dem Publikum hat. »Ich spüre, ob es ihnen gefällt.«
Senioren fürs Singen begeistern
Als stellvertretende Gauchormeisterin widmet sie sich zwar besonders der Jugendarbeit, aber sie hält auch das Seniorensingen für besonders wichtig. »Für das Aussehen tun die Leute was, aber die Stimme wird oft nicht gepflegt«, sieht die Chorleiterin da Nachholbedarf. Vielleicht kommen ja Konzertbesucher auf den Geschmack, selbst im Verein zu singen - egal wie alt. Nicht nur Rosi Hertl würde sich darüber freuen. (mar)


Konzertbericht im Mitteilungsblatt von unserer Pressereferentin Doro Fischer

„Rosi kann Menschen zum Singen begeistern“

Hervorragendes Konzert zum Dirigentenjubiläum am 10. Mai 2003 in der Gemeindehalle Walddorfhäslach
Beim Konzert zum 25-jährigen Dirigentenjubiläum von Chorleiterin Rosi Hertl erwartete die Gäste ein abwechslungsreiches „Überraschungsprogramm“, durch das Rosi sehr persönlich und kurzweilig mit Anekdoten zu den Liedern und zu den Chören führte. Den Einstieg machte unser Junger Chor mit dem „weißen Flieder“ und zauberte Frühlingsgefühle in die wunderschön dekorierte Gemeindehalle. Anschließend zeigten die Sängerinnen, wie schwungvoll und mitreißend die „Freude am Leben“ sein kann. Den Abschluss des Konzertes gestaltete der Männerchor mit einem fulminanten „Kalinka“, bei dem er den Ton so exakt wie ein Lautstärkenregler vom pianissimo bis zum Fortissimo anschwellen ließ. Für diesen meisterhaften Vortrag ernteten sie begeisterten Schlussapplaus und durften erst nach Zugaben von der Bühne. Aber auch dazwischen war für jeden Geschmack etwas geboten.
Der Kinderchor Dettenhausen trug erfrischend und „bewegt“ vor, wie sich „kleine Europäer“ immer näher kommen und freuten sich über das Haus von Rocky Docky.
Der Polizeichor Tübingen schlug mit „Kum ba Yah, my Lord“ und „Sehnsucht nach Virginia“ erst besinnlichere Töne an, bis sie dann temperamentvoll vortrugen, dass „Mit Musik alles besser geht“ und sich mit „Rot ist der Wein“ verabschiedete, was die Zuhörer erst nach einer Zugabe zuließen.
Der Belcanto Chor Dettenhausen interpretierte stimmungsvoll die Liebe, die wie  „Die Rose“ ist und besang „am Anzug viele Taschen“. Temperamentvoll begeisterten sie mit „Cabaret“ und „If I were a rich man“ das Publikum.
Unser Männerchor ließ zuerst mit „Die Himmel rühmen“ feierliche Spannung bis in die letzte Reihen spüren, erzählte mit einem einfühlsamen Solo (Günther Wezel), das unter die Haut ging, die „Ballade von den 12 Räubern“. Die Sänger intonierten schwungvoll das „Zum Tanze, da geht ein Mädel“, dass der Fuß im Takt mitwippte und ließen bei der „Kosakenhochzeit“ (perfektes Solo Gottlieb Wezel) die Kolja mitreißend und exakt taktgenau Hochzeitsstimmung verbreiten. Mit „La strada ferrata“ brachten sie beindruckend vor den Ohren des Publikums bildlich einen Zug in Fahrt und wieder zum Stehen.
Unser Junge Chor brachte mit „Alexanders Ragtime Band“ Swing in die Halle, nachdem die Sängerinnen zuvor mit „Sentimental Journey“ noch ganz wehmütig den Abschied um sieben besungen hatten. Sie zeigten fetzigen Rhytmus bei „Ob-la-die, ob-la-da“ mit schönem Solo (Bärbel Wezel) und verabschiedeten sich mit dem temperamentvollen israelischen Tanz „Hava Nagila“.
Rosi‘s Handschrift war sowohl bei Programmgestaltung als auch bei den Interpretationen bei allen 5 Chören zu erkennen: präzise Aussprache und Schlusslaute, sowie eine Tondynamik, die ihresgleichen sucht.  
Nur Ihre Ehrung lief nicht nach Ihren persönlichen Wünschen: Sie hatte ausdrücklich keine Reden angeordnet, denn „sie wolle zwar Mittelpunkte gestalten, aber niemals drin stehen“. Doch Irmgard Naumann vom Uhlandgau ließ es sicht nicht nehmen, einen Rückblick über Rosi‘s vielfältiges Engagement in 25 Jahren Chorarbeit zu geben: von der Kinderchorarbeit, über Stimmbildung bis zur Klavierlehrerin und perfekten Chorleiterin sei sie ein Multitalent. „Rosi hatte zwar jedermann Redeverbot erteilt, hätte aber doch „jedefrau“ vergessen“, meinte Irmgard schmunzelnd und ließ die Sektkorken bei Übergabe der Urkunde knallen. Auch die weiteren Funktionäre des Uhlandgaus und des Otto Elben-Gaus ließen Rosi spontan mit einem gesungenen Ständchen mehrfach hochleben. Die Chöre zeigten ihrer sichtlich gerührten Chorleiterin mit langanhaltenden „Standing Ovations“. ihre Anerkennung.

Wie schnell man eine Konzerthalle zur Bewirtung umbauen kann, bewiesen die Aktiven des Liederkranzes nach dem Konzert wieder einmal in der gleichen Perfektion wie den Vortrag auf der Bühne. Innerhalb weniger Minuten konnten die Gäste an Tischen Platz nehmen und den Abend bei warmem Vesper und gemütlicher Unterhaltung ausklingen lassen.