Mit
einem Glas Sekt: Irmgard Naumann (stehend) gratuliert Rosi Hertl (sitzend).
FOTO: MAR
Rosi
Hertl hatte sich ausdrücklich keine Ehrung gewünscht zu ihrem Jubiläumskonzert
in der Gemeindehalle und »jedermann Redeverbot an diesem Tag erteilt, aber eben
»jederfrau« nicht« scherzte Naumann und Hertl war sichtlich gerührt. Schon
vor der Ehrung hatten ihr die Kinder des Kinderchores Dettenhausen jedes eine
Rose überreicht. »Und dabei hatte ich extra gebeten: Nichts, was auf die Tränendrüse
drückt«, gestand sie dem Publikum und überzeugte zu ihrer eigentlichen Tätigkeit
auch mit einer informativen und herzlichen Moderation.
Für alle ihre Chöre hatte sie Lieder ausgesucht, die die Stärken der Sänger
deutlich zum Ausdruck brachten. Insbesondere bei den beiden Walddorfer Chören,
die das Konzert für sie veranstalteten, kamen die Fähigkeiten hervorragend zur
Geltung. Im September werden die Dettenhausener Chöre, die wie der Polizeichor
Tübingen als Gäste mitwirkten, ein Jubiläumskonzert gestalten.
»Sie ist ein Kumpel trotz Führungsaufgabe«, sagen Walddorfer Chormitglieder
über die inzwischen schon seit 18 Jahren bestehende erfolgreiche
Zusammenarbeit.
»Sie hat ein Talent, mit uns umzugehen. Wir mögen ihre nette Art, uns zu
motivieren« und: »Sie sagt ihre Meinung sehr höflich und wir wissen, was sie
will«, so einige Sängerstimmen. Thomas Preiß, dessen Stellvertreterin als
Gauchormeister Hertl war, kam auch um zu gratulieren; er wurde am selben Tag zum
Bundesjugendchorleiter des Schwäbischen Sängerbundes gewählt. »Ein sehr
niveauvolles Konzert mit Stil«, lobte er beeindruckt.
Interview des Reutlinger Generalanzeiger vom 12.5.03.
Traumberuf - Das Lampenfieber gehört bei Chorleiterin Rosi Hertl auch nach 25
Dirigenten-Jahren noch dazu.
»Ich spüre,
ob es dem Publikum gefällt«
WALDDORFHÄSLACH. »Ich dachte als Kind nicht, dass ich mal Chorleiterin
werden würde, aber mit Musik wollte ich schon immer was machen«, erklärt Rosi
Hertl die Wahl ihres Traumberufs. Die Chorleiterin verschiedener Chöre in
Dettenhausen, Walddorfhäslach und Tübingen studierte deswegen Musik am
Konservatorium in Trossingen und kam als Musiklehrerin »per Zufall« zur
Vereinsarbeit.
Sie
begleitete 1978 den damaligen Vorsitzenden des Volksliederkranzes Dettenhausen
bei einem Konzert am Klavier und der fragte sie, ob sie sich vorstellen könne,
den Kinder- und Jugendchor zu leiten. »Vorstellen kann ich mir das«,
antwortete sie ohne sich konkret mit dem Gedanken zu befassen - und wurde vor
300 applaudierenden Zuschauern als die neue junge Chorleiterin vorgestellt, die
den Kinderchor wieder zum Leben erwecken sollte.
Diesen Chor leitet sie heute immer noch, allerdings haben die Stimmen
naturgemäß schon mehrfach gewechselt. Die ausgebildete Chorleiterin übernahm
dann auch den neu gegründeten Männergesangverein Dettenhausen und hörte den
Männerchor aus Walddorfhäslach bei einem Konzert. »So einen Verein möchte
ich auch mal leiten«, wünschte sie sich damals. Der Wunsch ging 1985 in
Erfüllung und ist bis heute Realität. »Wenn man 25 Jahre seine Arbeit macht,
braucht das kein Extrakonzert«, sieht sie den Rummel um ihr »Dienstjubiläum«
gelassen. Von sich aus hätte sie kein Jubiläumskonzert (siehe oben stehenden
Artikel) angeregt, »aber die Vorbereitungen waren einfach nur schön«, bekennt
die Dirigentin. Auf die Frage, was sie denn gegen das Lampenfieber macht, das
sie auch nach 25 Jahren noch vor den Auftritten hat, antwortet Rosi Hertl: »Ich
lass es zu. Das gehört doch dazu.« Sie liebt die Chorarbeit, die nicht mit
Dirigieren allein getan ist.
Das Menschliche muss stimmen
»Da muss auch das Menschliche stimmen«, ist ihr in der Vereinsarbeit wichtig,
obwohl es Chöre gibt, die »supergut sind und nur zusammen arbeiten: Mein Ding
wäre das nicht«, sagt sie und strahlt dabei viel menschliche Wärme aus, die
ihr vielleicht manche Zuschauer nicht ansehen beim Konzert. Denn da lächelt sie
selten, weil sie konzentriert arbeitet und Showeffekte nicht mag. »Es ist ein
tolles Gefühl, die Spannung der Zuschauer im Rücken zu spüren«, beschreibt
sie die Situation, in der sie keinen Blickkontakt mit dem Publikum hat. »Ich
spüre, ob es ihnen gefällt.«
Senioren fürs Singen begeistern
Als stellvertretende Gauchormeisterin widmet sie sich zwar besonders der
Jugendarbeit, aber sie hält auch das Seniorensingen für besonders wichtig.
»Für das Aussehen tun die Leute was, aber die Stimme wird oft nicht
gepflegt«, sieht die Chorleiterin da Nachholbedarf. Vielleicht kommen ja
Konzertbesucher auf den Geschmack, selbst im Verein zu singen - egal wie alt.
Nicht nur Rosi Hertl würde sich darüber freuen. (mar)
Konzertbericht im Mitteilungsblatt von unserer Pressereferentin Doro Fischer
„Rosi kann Menschen zum Singen begeistern“
Hervorragendes
Konzert zum Dirigentenjubiläum am 10. Mai 2003 in der Gemeindehalle Walddorfhäslach
Beim Konzert zum 25-jährigen
Dirigentenjubiläum von Chorleiterin Rosi Hertl erwartete die Gäste ein
abwechslungsreiches „Überraschungsprogramm“, durch das Rosi sehr persönlich
und kurzweilig mit Anekdoten zu den Liedern und zu den Chören führte. Den
Einstieg machte unser Junger Chor mit dem „weißen Flieder“ und zauberte Frühlingsgefühle
in die wunderschön dekorierte Gemeindehalle. Anschließend zeigten die Sängerinnen,
wie schwungvoll und mitreißend die „Freude am Leben“ sein kann. Den
Abschluss des Konzertes gestaltete der Männerchor mit einem fulminanten „Kalinka“,
bei dem er den Ton so exakt wie ein Lautstärkenregler vom pianissimo bis zum Fortissimo
anschwellen ließ. Für diesen meisterhaften Vortrag ernteten sie begeisterten Schlussapplaus
und durften erst nach Zugaben von der Bühne. Aber auch dazwischen war für
jeden Geschmack etwas geboten.
Der Kinderchor Dettenhausen trug
erfrischend und „bewegt“ vor, wie sich „kleine Europäer“ immer näher
kommen und freuten sich über das Haus von Rocky Docky.
Der Polizeichor Tübingen schlug mit
„Kum ba Yah, my Lord“ und „Sehnsucht nach Virginia“ erst besinnlichere Töne
an, bis sie dann temperamentvoll vortrugen, dass „Mit Musik alles besser
geht“ und sich mit „Rot ist der Wein“ verabschiedete, was die Zuhörer
erst nach einer Zugabe zuließen.
Der Belcanto Chor Dettenhausen
interpretierte stimmungsvoll die Liebe, die wie „Die Rose“ ist und besang „am Anzug viele Taschen“.
Temperamentvoll begeisterten sie mit „Cabaret“ und „If I were a rich
man“ das Publikum.
Unser Männerchor ließ zuerst mit
„Die Himmel rühmen“ feierliche Spannung bis in die letzte Reihen spüren,
erzählte mit einem einfühlsamen Solo (Günther Wezel), das unter die Haut
ging, die „Ballade von den 12 Räubern“. Die Sänger intonierten schwungvoll
das „Zum Tanze, da geht ein Mädel“, dass der Fuß im Takt mitwippte und ließen
bei der „Kosakenhochzeit“ (perfektes Solo Gottlieb Wezel) die Kolja mitreißend
und exakt taktgenau Hochzeitsstimmung verbreiten. Mit „La strada ferrata“
brachten sie beindruckend vor den Ohren des Publikums bildlich einen Zug in
Fahrt und wieder zum Stehen.
Unser Junge Chor brachte mit
„Alexanders Ragtime Band“ Swing in die Halle, nachdem die Sängerinnen zuvor
mit „Sentimental Journey“ noch ganz wehmütig den Abschied um sieben
besungen hatten. Sie zeigten fetzigen Rhytmus bei „Ob-la-die, ob-la-da“ mit
schönem Solo (Bärbel Wezel) und verabschiedeten sich mit dem temperamentvollen
israelischen Tanz „Hava Nagila“.
Rosi‘s Handschrift war sowohl bei Programmgestaltung als auch bei den
Interpretationen bei allen 5 Chören zu erkennen: präzise Aussprache und
Schlusslaute, sowie eine Tondynamik, die ihresgleichen sucht.
Nur
Ihre Ehrung lief nicht nach Ihren
persönlichen Wünschen: Sie hatte ausdrücklich keine Reden angeordnet, denn
„sie wolle zwar Mittelpunkte gestalten, aber niemals drin stehen“. Doch
Irmgard Naumann vom Uhlandgau ließ es sicht nicht nehmen, einen Rückblick über
Rosi‘s vielfältiges Engagement in 25 Jahren Chorarbeit zu geben: von der
Kinderchorarbeit, über Stimmbildung bis zur Klavierlehrerin und perfekten
Chorleiterin sei sie ein Multitalent. „Rosi hatte zwar jedermann Redeverbot
erteilt, hätte aber doch „jedefrau“ vergessen“, meinte Irmgard
schmunzelnd und ließ die Sektkorken bei Übergabe der Urkunde knallen. Auch die
weiteren Funktionäre des Uhlandgaus und des Otto Elben-Gaus ließen Rosi
spontan mit einem gesungenen Ständchen mehrfach hochleben. Die Chöre zeigten
ihrer sichtlich gerührten Chorleiterin mit langanhaltenden „Standing
Ovations“. ihre Anerkennung.
Wie schnell man eine Konzerthalle zur Bewirtung umbauen kann, bewiesen die
Aktiven des Liederkranzes nach dem Konzert wieder einmal in der gleichen
Perfektion wie den Vortrag auf der Bühne. Innerhalb weniger Minuten konnten die
Gäste an Tischen Platz nehmen und den Abend bei warmem Vesper und gemütlicher
Unterhaltung ausklingen lassen.