VON MARA SANDER
WALDDORFHÄSLACH. Chorgesang ohne ablenkende Choreografie oder Gags, den aber mit gut ausgebildeten Stimmen und einem anspruchsvollen Repertoire unter Leitung von Chormeisterin Rosi Hertl präsentiert, das bot der Liederkranz Walddorf bei seinem Frühjahrskonzert in der Gemeindehalle.
Humorvolle Auftritte mit Überraschungen, kreativer Choreografie und schauspielerischen Einlagen sind der Weihnachtsfeier vorbehalten. Beim Frühjahrskonzert geht es dagegen um reinen Chorgesang mit dezenter musikalischer Begleitung durch eine Band.
»Grenzenlos - Lieder von hier und da und überall« war der Leitfaden für die Auswahl der Lieder. Das war allerdings nicht als sogenannte musikalische Weltreise angelegt, sondern um »andere Sprachen, Kulturen, Mentalitäten« kennenzulernen, wie Chorleiterin Rosi Hertl in ihrer zweiten Funktion als Moderatorin erklärte.
Ohne Zugabe ging es nicht
Darum sangen der Frauen- und Männerchor in den verschiedenen Sprachen und Dialekten, was für den Männerchor beim ungarischen »Dana Dana« von Lajos Bardos eine besondere Herausforderung gewesen sei, so Hertl. Es gehe nicht darum, einfach nur Text und Melodien zu singen, sondern »dem Lied eine Seele zu geben«. Dazu müsse man die inhaltliche Aussage förmlich spüren, unabhängig von der jeweiligen Sprache. »Erst dann wird es Musik.« Großer Beifall bestätigte, dass das Experiment in einer völlig unbekannten, schwierigen Sprache mehr als nur gelungen war.
Der Frauenchor hatte sich eine von Karl Jenkins erdachte Sprache ausgesucht mit dem durch Enya bekannt gewordenen Lied »Adiemus« und interpretierte das auf sehr hohem Niveau. Gab es schon beim Männerchor Zwischenrufe wie »whow« oder »genial«, wurde auch dem Frauenchor mit großem Beifall, Begeisterungsrufe und Anerkennungspfiffen gedankt. Der Ruf nach einer Zugabe war bei beiden Chören kein Höflichkeitswunsch, sondern schon eher eine Forderung nach mehr. Ob Katalanisch, Schwedisch, Jiddisch oder Russisch – alles machte den Weitblick über den eigenen Tellerrand hinaus hör- und erlebbar und damit den Liederkranz Walddorf wieder einmal zu einer klingenden Visitenkarte für den Chorgesang. (GEA)